Schweiz
Kanton Zug

Transparenz-Initiative im Kanton Zug ungültig – das wissen wir

Abstimmungs-Chaos in Zug: Transparenz-Initiative ungültig – das wissen wir

Im Kanton Zug hätte am Sonntag die Abstimmung über die Transparenz-Initiative über die Bühne gehen soll. Im Laufe des Nachmittags kam dann aber die überraschende Meldung: Die Abstimmung ist ungültig. Das ist bislang bekannt.
09.06.2024, 17:5709.06.2024, 18:48
Mehr «Schweiz»

Was ist passiert?

Wie die Zuger Behörden verlauten lassen, ist das Ergebnis der Transparenz-Initiative nicht gültig. Grund dafür ist, dass es zu Unregelmässigkeiten bei der Auszählung kam. Laut der Regierung wurden teilweise ungültige Stimmzettel mitgezählt. Der Regierungsrat sah sich weswegen gezwungen, die Abstimmung für ungültig zu erklären. Es sind mehrere Gemeinden ungültig – um wie viele Stimmzettel es sich handelt, ist bislang unklar.

Inwiefern ungültige Stimmzettel?

Das Abstimmen über die Transparenz-Initiative war nicht ganz einfach. So beinhalten die Abstimmungsunterlagen drei Teile: Initiative, Gegenvorschlag und Stichfrage. Diese waren fett mit 2a, 2b sowie 2c bezeichnet und auf drei verschiedenen Zetteln. «Damit eine Stimme gültig war, mussten alle drei Zettel ins Stimmcouvert gelegt werden. Ob zusammenhängend oder getrennt, spielte keine Rolle», so der Zuger Direktor des Innern, Andreas Hostettler, gegenüber «Zentralplus».

Der Zuger Regierungsrat Andreas Hostettler anlaesslich einer Medienfuehrung zum Thema der Messarbeiten zum Waldinventar im Lorzentobelwald in Baar am Donnerstag, 14. September 2023. Die Waldplaner mes ...
Der Zuger Direktor des Innern, Andreas Hostettler.Bild: keystone

Dies ging bei der Auszählung teilweise aber vergessen. «In gewissen Gemeinden wurden die Stimmen auch dann gezählt, wenn nur einer oder zwei Zettel vorhanden waren», erklärt Hostettler. Und sagt deshalb:

«Somit ist das Resultat schlicht nicht korrekt.»

Warum wird nicht nachgezählt?

Auch dies liegt daran, dass die Antworten zur Initiative auf verschiedenen Zetteln abgegeben werden mussten. So erklärt Hostettler: «Nachzählen geht ebenfalls nicht, da man nicht mehr nachvollziehen kann, von wem welche Zettel stammen.»

Wie sind die Reaktionen?

Delia Meier und Konradin Franzini, die Präsidenten der Initiative, schreiben in einer Medienmitteilung, man habe die Situation «fassungslos» zur Kenntnis genommen. Man fordere nun eine klare Aufarbeitung der Regierung, was die Fehlerquellen und das weitere Vorgehen in Bezug auf die Abstimmungswiederholung betreffe.

Dass es nun zu einer zweiten Abstimmung kommen wird, ärgert Meier. Dies sei nämlich für eine Jungpartei – die Initiative kommt von den Jungen Grünen – besonders schwierig. «Diese muss nun noch einmal Ressourcen und Geld investieren für einen erneuten Abstimmungskampf», sagt sie gegenüber «Zentralplus». Es sei deswegen «sehr enttäuschend, dass aufgrund der schlechten Organisation der Regierung unsere aufwändige Kampagne vergebens geworden ist».

Hostettler will hingegen nichts von einer schlechten Organisation wissen. «Das Prozedere ging absolut korrekt vonstatten», sagt er. «Es ist uns jedoch wichtig, das Ganze nochmals zu machen, damit letztlich eine saubere, gute Abstimmung möglich wird.»

Wie geht es nun weiter?

Das weitere Vorgehen ist noch unklar. Der Regierungsrat kündigte an, so rasch wie möglich entsprechende Analysen vornehmen und das weitere Vorgehen festlegen zu wollen. Die Kantonsregierung stellte für kommenden Mittwoch Informationen in Aussicht.

Ein Zug der SBB faert aus dem Bahnhof, in der Stadt Zug, aus der Sicht des Zuger Hochhaus Park Tower am Dienstag, 6. Juni 2023 in Zug. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Ein Blick auf Zug.Bild: KEYSTONE

Um was geht es in der Initiative?

Bei der Transparenz-Initiative handelt es sich um eine Verfassungsinitiative der Jungen Alternative. Sie umfasst die Offenlegung der Finanzierung der im Kantonsrat vertretenen politischen Parteien, ihrer Kampagnen im Hinblick auf kantonale Wahlen und Abstimmungen sowie die Offenlegung von Interessenbindungen der Amtsinhaber und Kandidierenden. Spenden Privater von über 5000 Franken und Spenden von Unternehmen über 1000 Franken müssen künftig offengelegt werden.

Regierung und Parlament ging die Verfassungsinitiative zu weit ins Detail. Sie waren der Ansicht, dass das Anliegen der Initianten nicht auf Verfassungsstufe zu regeln sei. Mit einem «schlankeren» Gegenvorschlag wollen sie ausschliesslich die Grundsätze der Initiative bezüglich Finanzierung und Interessenbindung verankern. Die konkrete Ausgestaltung – beispielsweise Franken-Schwellenwerte – gehört ihrer Meinung nach ins Gesetz.

In der Schweiz ist die Transparenz bei der Parteienfinanzierung ein Dauerbrenner. Auf Bundesebene gelten Transparenzregeln. Und die Kantone Jura, Tessin, Genf, Neuenburg und Schwyz führten bereits entsprechende Vorschriften ein.

(dab, mit Material von Keystone-SDA)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Rechte freuts, die Linke trauert: So verliefen die Abstimmungen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
100 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
goschi
09.06.2024 18:01registriert Januar 2014
Moment, alle drei zettel sind notwendig für Gültigkeit, aber es ist nicht auf einem einzigen zettel zusammengefasst?

Wer designt DAS denn?
2604
Melden
Zum Kommentar
avatar
pontian
09.06.2024 18:04registriert Januar 2016
Das ist allerdings sehr absurd und ja offensichtlich „fehleranfällig“, wenn man Abstimmungsfrage, Gegenvorschlag und Stichfrage auf separaten Zetteln druckt! Macht das Zug immer so?

In sämtlichen 3 Kantonen, in denen ich bisher abstimmen konnte, war so eine Vorlage immer auf einem einzelnen, grösseren Stimmzettel.
1775
Melden
Zum Kommentar
avatar
Felix Meyer
09.06.2024 18:03registriert September 2019
3 Fragen und damit die Stumme gültig ist, müssen alle ausgefüllt werden? Wieso schreibt man dann nicht alle Fragen auf den gleichen Zettel? War ja klar, dass das so nicht funktionieren kann...
Da gibt es eigentlich nur eines: Abstimmung wiederholen und diesmal gescheiter organisieren.
1402
Melden
Zum Kommentar
100
Töfffahrer verletzt sich bei Kollision mit Auto in Brunnen SZ
Ein Auto und ein Motorrad sind am Freitagmorgen auf der Gersauerstrasse in Brunnen SZ kollidiert. Der Töfffahrer verletzte sich dabei erheblich. Die Autolenkerin blieb unverletzt, wie die Kantonspolizei Schwyz am Freitag mitteilte.
Zur Story